Freitag, 22. August 2014

Thank you, Australia!

Hallo ihr Lieben,

jetzt bin ich schon fast wieder zwei Wochen in Deutschland, dabei habe ich das Gefühl erst gestern in ein Flugzeug in Richtung Sydney gestiegen zu sein. Trotz aller Befürchtungen ist mir ein Culture-Reverse-Shock erspart geblieben und auch das Autofahren fällt mir nicht mehr schwer. Aber nun erstmal zu dem Bericht meiner letzten Tage - was auch gleichzeitig leider der letzte Bericht auf meinem Blog sein wird.

Kaum zwei Tage da gewesen war es auch schon soweit. Mein Bruder wurde dazu verdonnert an den Frankfurter Hauptbahnhof zu fahren, um zusammen mit mir meine Australier abzuholen. Mit der Ankunft des Zuges habe ich erstmal alle Benimmregeln vergessen, bin mit meiner australischen Flagge (die ich mir schon in Australien extra für diesen Tag für 2$ aus den China-Shop ergaunert habe) auf- und abgehüpft, um dann endlich diese Hühner fest zu umarmen und ins gute alte Lämmerspiel zu karren. Solltet ihr mal jemanden, der auf Europareise ist, abholen, merkt euch eins: Könnte etwas eng werden in einem Peugeot 206. Ich habe den Kofferraum doch etwas überschätzt. Endlich kamen wir Zuhause an und wie durch ein Wunder hat mein Bruder keinen Hörsturz erlitten.

Viel Zeit zum Einrichten gabs nicht. Der Zeitplan war eng, schließlich mussten wir schnell auf unsere Wiedervereinigung anstoßen - ab ins Cuervo! Nach dem zweiten Wein konnte Vanessa dann auch fließend Englisch sprechen und nach dem dritten Glas kamen wir leider auf die dumme Idee, unsere Reunion mit Shots zu feiern. Leute. Versucht nie, NIE Australier betrunken zu machen und trinkt dabei jedes Mal mit. Es ist hoffnungslos und weder die Nacht, noch der nächste Morgen werden schön.

Während den nächsten drei Tagen stellte sich heraus, dass ich der schlechteste Tourguide der Welt bin und wir uns lieber Dirndln, Bratwurst und Apfelstrudel zugewandt haben, als deutscher Kultur. Wir hatten die geilsten Tage, haben viel gelacht, viel erzählt und viel Spaß gehabt. Sie kennen jetzt wichtige Vokabeln wie: Läuft, Prost, Oma, Dankeschäään oder Scheißegal. Der Abschied war eher weniger schön und den absoluten Tiefpunkt hatte ich, als ich am nächsten Tag voller Tatendrang und Plänen aufgewacht bin, nur um dann feststellen zu müssen, dass die Mädels ja am vorherigen Abend schon wieder abgereist sind. Da war es nun. Das endgültige Ende meiner Reise und viel viel Ratlosigkeit. Es ist nicht schön, weder einen Uniplatz noch einen Job oder überhaupt irgendeinen Plan zu haben. Aber wie sagt meine Gastmutter immer:" Everything happens for a reason" - wer weiß schon, was in 4 Wochen ist? Und wenn ich keinen Uniplatz mehr bekomme, finde ich schon irgendwas anderes. Vor einem Jahr war ich noch super enttäuscht, dass ich nicht als Au Pair nach Kanada konnte und diese Absage hat sich gleichzeitig als Zusage für besten sechs Monate am anderen Ende der Welt herausgestellt.

Australien hat mir mehr gegeben, als ich jemals gedacht hätte. Ich hatte eine super Gastfamilie, auch wenn vier Jungs nicht gerade einfach sind (hiermit möchte ich nochmal betonen, dass ich jeden erschießen werde, der mir erzählt, ich wäre 6 Monate lang im Urlaub gewesen). Jetzt muss ich in Vorstellungsgesprächen nie wieder lügen, wenn es darum geht, zu behaupen, dass ich belastbar bin. Ich würde auch behaupten, dass meine Problemlösefähigkeit ganz vorzeigbar ist. Diese vier Jungs haben einiges von mir abverlangt und trotz aller stinkenden Windeln, Rotznasen, unerledigten Hausaufgaben und der ein oder anderen Nah-Tod-Erfahrung vermisse ich die Kinder unendlich. Kein "Hi Carina, C
awuina oder Nana" mehr zu hören oder "see you in the morning" fehlt mir schon sehr.Thank you, Anna!




Ich habe die geilsten Menschen kennen gelernt. Danke Lisa M, Lisa C und Jenny für unsere wöchentlichen Walks, samstaglichen Ausflüge und regelmäßige Begegnungen mit Passion Pop und der Down Under Bar. Die ewigen Diskussionen über die Eigenarten der Kinder, unser Essverhalten und unsere ärmlichen Versuche, mit Shakes ein paar Kilos purzeln zu lassen. Immer mit dabei: Niklas! Das war einfach Schicksal! Beste Stütze, beste Gespräche, bester Goon, beste Zeit, bester Freund! Katrina und Laura - I see you in Bali! Found friends for a lifetime! Thank you - for everything!





Australien hat mich aber nicht nur mit seiner Natur, seinem Wetter und seinen Menschen verwöhnt. Früher wollte ich nie Au Pair werden, weil ich nicht zweimal heulen wollte - bei dem Abschied von seiner Familie in Deutschland und später bei dem Abschied von seiner Gastfamilie. Achja...eins kann ich euch sagen. Ich hatte ein paar mehr Krisen als nur zwei - aber ich hab sie durchgestanden und ohne Muddis und Omas Ratschläge, Vaddis und Opas ruhige Ader oder die Kommentare meiner Geschwister wäre es wohl schwerer gewesen. Was man vorher als selbstverständlich gesehen hat, wird plötzlich bewusster wahrgenommen und ich kann mich so glücklich schätzen, dass ich sie habe - eine Familie! Danke! Und dass dazu natürlich auch die beste Freundin der Welt gehört, ist ja selbstverständlich. Danke Vanessa! Für jeden Beistand, jede Whatsapp-Nachricht, jedes "wir warten hier auf dich!".

Und danke auch an jeden, der sich einfach mal so gemeldet hat. Ich habe viele schöne Überraschungen erlebt! Und natürlich ein riesen Danke an jeden, der diesen Blog hier gelesen hat - fast 12.000 Klicks - das hätte ich NIE erwartet!


Solltet ihr die Chance haben, nochmal für eine Weile unbeschwert ins Ausland zu gehen - überlegt nicht zweimal! Es macht so viel aus. Ich bin so viel gelassener geworden, es ist nicht alles gleich ein Problem, Plan B ist meist besser als Plan A - und...wann zu Hölle ist man schonmal so bekloppt, aus einem Flugzeug zu springen? Ich glaube, das wichtigste, was ich gelernt habe, ist, dass man wirklich nur einmal lebt. Man sollte Dinge lieber erleben und Worte aussprechen, als nur darüber nachzudenken oder Angst zu haben, das falsche zu tun. Das Leben sollte nicht aus verpassten Gelegenheiten bestehen.



Montag, 11. August 2014

HOME, SWEET HOME!!

Hallo ihr Lieben,

so...hier ist er - mein vorletzter Blogeintrag und damit das Ende meiner Australien-Zeit. Meine letzte Woche war noch der absolute Burner - ich hab mich gefühlt wie der letzte König. Cairns und Melbourne waren dann doch ein bisschen teurer als ich dachte, was aber wahrscheinlich an meinem Lebensstil lag. Aber jetzt erstmal ganz von vorne.

Meine Reise nach Cairns fing erstmal damit an, dass mein Wecker um 3:45 geklingelt hat. Noch völlig in Trance habe ich mich dann irgendwie gewaschen, meinen letzten Kram in einen Wäschekorb geworfen, um Katrinas Bude wieder einigermaßen ordentlich zu hinterlassen und dabei noch beinahe meine lebenserhaltenen Maßnahmen vergessen - mein Handyladekabel. Dann hieß es wieder ab ins Auto und zu dem Haus meiner Gastfamilie fahren. Mein Gastvater und George haben mich dann netterweise zum Flughafen gebracht - sogar bis zum Gate. Lag aber wohl daran, dass ich das erste Mal diesen neumodischen Kram mit dem Online-Einchecken ausprobiert habe und er meine Kompetenzen nicht allzuhoch eingeschätzt hat. Wie auch immer - irgendwann war ich dann in Cairns, traf mich mit einer Freundin aus Sydney am Flughafen und zusammen ging es dann zum Hostel. Oder auch Dreckbude. Nachdem wir unsere Schlüssel hatten und die Zimmer in Betracht nahmen, musste ich der netten Dame an der Rezeption leider erklären, dass wir in diesem Zimmer unmöglich schlafen können. Wir buchten zwar ein 6-Bett-Mädchen-Zimmer mit eigenem Bad - bekommen haben wir aber die letzte Katastrophe mit lauter besoffenen Backpacken, die an jeder Ecke ihre Gesöff-Flaschen vergessen haben. Den Geruch der Luft und den Grad der Sauberkeit könnt ihr euch sicher vorstellen. Wie auch immer bekamen wir dann ein neues Zimmer. 12-Bett-Mädchen-Zimmer. Ja. Danach wechselten wir dann das Hostel.


Nach der Erkundung von Green Island und des Great Barrier Reefs, was beides ziemlich geil war, aber von Asiaten überflutet, kam er auch schon: der Tag meiner Abreise - zurück nach Brisbane. Da dachte ich mir so: "Gönnste dir mal was!!". Gesagt, getan. Nachdem ich aufgestanden bin und Frühstück in einem Café hatte, hab ich mich erstmal wieder für eine Stunde hingelegt. Nachdem Aufstehen fand ich, war Zeit für Pediküre, Eis, chillen am Pool, Sushi, Massage, noch ein Eis und ein bisschen Souveniershoppen. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Wieder in Brisbane angekommen ging dann das große Kofferpacken los. Irgendwie hat alles reingepasst und nach dem Abschied von Grandpa und Grandma habe ich mich dann auf den Weg nach East Brisbane gemacht, um meine letzte Nacht in Katrinas Bude anzutreten. Ich kam an, sah Licht und dachte mir:"Ach schön, jemand von Katrinas Freunden ist hier - ich habe ein bisschen Gesellschaft".Dazu muss man wissen, dass ungefähr jeder einen Schlüssel besitzt. Ich machte also frohen Mutes die Tür auf, sah Schuhe, die ich noch nie gesehen habe und hörte eine fremde Stimme. Die gehörte zu Marcel. Wie ich herausfand, kommt er aus Tasmanien, hat eine Europatour gemacht, dabei Katrina kennen gelernt (in Madrid, wo sie ganze drei Tage war) und brauchte einen Platz zum Schlafen in Brisbane. Kein Proooblem, kann ruhig in ihrer Bude schlafen. No worries. Nachdem er mir angeboten hat, mir Platz im Bett zu machen, dass wir beide reinpassen, habe ich dann doch die Couch vorgezogen. War aber wirklich ganz nett, der gute Marcel.


Am nächsten Morgen stand dann der Abschied von meiner Gastfamilie auf dem Programm. Gibt schöneres - ich konnte mich aber einigermaßen zusammenreißen. Und nach vielen Küssen, Umarmungen und vielen lieben Worten war ich auch schon auf meinem Weg nach Melbourne, um meine Verwandtschaft kennen zu lernen. Soooooo liebe Menschen, sage ich euch! Wir haben viel gelacht, viele Fotos angeschaut und ich habe viel gesehen. Melbourne ist ein schöner Platz zum Leben. Ich habe extra Nutella bekommen, habe die Great Ocean Road gesehen und bin beim Shoppen im Supermarkt in dem absoluten Glücksrausch gefallen, weil ich meine letzten Dollar raushauen konnte, wie es nur ging. Herrlich! Aber auch hier kam schnell der Abschied und dann hieß es nicht nur "Tschüss Brisbane", sondern "Tschüss Australien".

Es war schon ziemlich seltsam. Ich habe hier so viel erlebt und so viel gesehen, tolle Leute kennen gelernt und mich auch in Brisbane irgendwann Zuhause gefühlt. Aber wenn eines feststeht, dann dass ich wiederkomme.

Und schon saß ich im Flugzeug der Todesairline Malasia Airlines. Turbolenzen fühlen sich dann doch etwas schlimmer an, als sie wahrscheinlich waren - aber ich habe überlebt und klopfe dem Piloten dafür stolz auf die Schulter. Nach 24 Stunden war ich dann endlich in Deutschland, der Koffer war schnell gefunden und dann hieß es tief durchatmen, bevor ich dann durch den Zoll maschierte (nicht zu auffällig atmen...ich hatte evtl. etwas mehr Ware dabei, als ich hätte einführen dürfen), an der Trennwand vorbei und endlich die Umarmungen bekommen konnte, auf die ich ein halbes Jahr gewartet habe. Egal wie schön meine Zeit in Australien war - Nachhause zu kommen übertrifft alles.

Donnerstag, 31. Juli 2014

Die letzte Woche

Hallo ihr lieben,

Diesesmal wird der Bericht eher kurz. Ich schreibe ihn von meinem Handy aus. Laptop und Wi-Fi sind in meinem ehemaligen Zimmer :).

Jetzt ist sie da, die Woche, die ich mir so oft herbeigewünscht habe, aber auch so oft gehofft habe, dass es sie noch laaaange auf sich warten lässt. Das neue Au Pair ist da und ich habe die letzten Tage mit meiner Gastfamilie. Ich muss sagen - mir geht es überraschenderweise ziemlich gut und ich freue mich sehr, bald wieder in Deutschland zu sein. Ich bin vor ein paar Tagen ausgezogen und wohne jetzt in der Wohnung von Katrina, unserer Babysitterin. Ich liiiiiebe ihre Bude und fühle mich wie daheim.

Leider hat mich Australien aber emotional wenig abgehärtet und ich kleine Pussy habs immernoch schwer mir hier und da die Tränen zu verkneifen, wenn ein Abschied nach dem nächsten kommt...aber ich werde besser. Bei jedemmal "Jawoll-nicht-geheult" klopfe ich mir gedanklich stolz auf die Schulter und bilde mir ein, gar nicht mehr so eine Memme so sein - haha.

Das Kofferpacken hat sich als Katastrophe herausgestellt. Ich vermute, dass mein Koffer über die Zeit geschrumpft ist. Sooo viel hab ich wirklich nicht. Mist. Übermorgen bin ich schon in Cairns und bewundere das Great Barrier Reef.

Es ist der Wahnsinn!!! Einfach nur verrückt und dazu habe ich noch Stimmungsschwankungen wie eine Schwangere auf Drogen.

Bis nächste Woche, meine Lieben!
Bis in 10 Tagen, geliebtes Deutschland!

Donnerstag, 24. Juli 2014

Häh? Au Pair sein macht Spaß?

Hallo ihr Lieben,

hier bin ich wieder - einen Tag vor meinem letzten "normalen" Arbeitstag. Falls irgendjemand dazu in der Lage sein sollte, die Zeit anzuhalten, möge er es bitte jetzt tun! Es kann doch nicht sein, dass dieses halbe Jahr schon fast vorbei ist. Noch vor sechs Monaten habe ich Sturzbäche-heulend am Flughafen in Frankfurt gestanden und wollte nicht in diesen dummen Flieger steigen. Achja was war das hässlich. Aber nun erstmal zu meiner letzten Woche - die mal wieder ziemlich lustig war.

Wie man den 53236 Facebook-Fotos entnehmen kann (auf jedem sehe ich aus, wie der letzte Mensch), verdränge ich den bevorstehenden Abschied erfolgreich mit viel viel Party. Herr Passion Pop macht jeden Abend zu einem Erlebnis und Frau McDonalds achtet zu jeder Uhrzeit ganz hervorragend auf unsere Ernährung. So auch letztes Wochenende. Die letzte Night-Out mit unserer Babysitterin, bevor ich sie Mitte August in Deutschland wiedersehe. Wir schmissen uns in Schale, ließen den Passion Pop fließen, fuhren mit dem Taxi in die Stadt (wir hams ja) und ließen's ordentlich krachen. Ein paar Stunden später endeten wir - klaro - mit ein paar Cheeseburgern und Jogginghosen auf der Couch, ließen den Abend Revue passieren und fielen völlig kaputt ins Bett. Für ein paar Stunden. Dann hieß es aufstehen...wie in Australien üblich wird nämlich der Koffer vor der Europareise erst ein paar Stunden vor Abflug gepackt :)

Ansonsten habe ich im Laufe der Woche festgestellt, dass mein Job ziemlich Spaß macht - zufälligerweise natürlich kurz vor meinem Abschied. Sind die Kinder grumpy, kann ich mich drüber amüsieren; essen sie wie die Schweine, finde ich das lustig; machen sie die größte Unordnung, denke ich mir "achja, die lieben Kleinen". Jeden Abend bestehe ich auf meine Schlabber-Gute-Nacht-Küsse, jeder bekommt Schokokekse so viele wie möglich und das zu jeder Zeit. Regeln werden auch nicht mehr so ernst genommen und ob wir jetzt vergammelt in verdreckten oder sauberen Shirts in den Park gehen, ist auch Wurst.


Ihr merkt, meine Woche war wenig ereignisreich. Eigentlich sollte ich jetzt in diesem Moment mein Zimmer abreisefertig machen, Abschieds- und Geburtstagsgeschenke organisieren und meine Reiseunterlagen richten. Stattdessen liege ich im Bett, gucke TV und freue mich lieber über meine neue Einstellung, dass alles schon irgendwie läuft. No worries!

Mittwoch, 16. Juli 2014

WELTMEISTER!!

YEEEEAAAH!! Oleee oleee oleeoleee!!! Wie geil ist das bitte?! Weltmeister!!! Und ich habe wieder einen Grund zum Shoppen! Ich brauche dringend ein neues Trikot! Oh man, wie gern ich bei dieser Party dabei gewesen wäre! Aber ich muss sagen, hier war auch einiges los:


Hier in Australien bin ich in vielen Dingen viel lockerer geworden. Ich brauche keine 256 Alternativpläne, sehe vieles nicht mehr so eng, lasse mehr auf mich zukommen und habe keinen allzugroßen Kontrollzwang mehr. Was sich allerdings nicht geändert hat, ist, dass ich immernoch ein Sparfuchs bin. Liegt aber wohl eher an meinem begrenzten Gehalt ;). Wie auch immer durchforste wöchentlich meine Groupon-App nach den neusten Schnäppchen und habe mal wieder ein bomben Angebot für ein neues Fitnessstudio gefunden. Kalorien verbrennen für 20$ im Monat - ich bin dabei!! Alles was ich brauche, ist ein Laufband und ein Fahrrad - hat ja wohl jeder. Ja. Haben die auch. Nur leider sind die Geräte alle von vor dem Zweiten Weltkrieg und ich schwöre euch, bevor in diesem Gebäude ein Gym war, war es ein Bordell - und zwar keins von der edlen Sorte. Kommt man zum ersten Mal rein, wird man erstmal von Räumchen zu Räumchen gebracht, bestaunt den Pool und das Bad, um sich dann auf ein quietschendes Laufband zu stellen. Dieses hat immerhin einen Monitor, was meinen Puls messen kann - ich zweifel aber immernoch an der Genauigkeit... 213 Schläge die Minute, obwohl ich mich noch keinen Zentimeter von der Stelle gerührt habe?! Hmm... :D Nunja, nach ein bisschen Quälerei verabschiedet man sich dann von mind. 5 Damen hinter der Rezeption, die alle nichts besseres zu tun haben, als zu quatschen oder ihre Nägel zu machen - Traumjob!

Das Wochenende kam schnell und mit ihm ein weiterer Abschied von einem Au Pair in meinem Nachbarort. Schön wars, sag ich euch! Nach viel Gequatsche und heißem Tee lag ich dann endlich im Bett und konnte mich auf die Party am nächsten Tag vorbereiten. Wir trafen uns bei unserer Babysitterin, die coolste Sau Australiens, um dann zu einem Footballspiel einer ihrer Freunde zu fahren. Leute ich sage euch, diese Sportart wird mein Kind mal nicht verfolgen. So viel Gewalt ist nichts für meine Nerven. Vor allem sind diese Australier alle Muskelpakete, die sich gegenseitig ordentlich die Fresse polieren. Schwingt euren Bobbes lieber an den Strand, Kinder! Mutti macht sich Sorgen um euer Gebiss.

Danach ging es dann völlig ausgehungert zum Mexikaner und nachdem ich mir meinen fetten Burrito reingezogen habe, hieß es: Ab auf Katrinas Terasse - öffnet den Weinkarton! Der Schwips war angetrunken, das Taxi bestellt und schon stand ich am Eingang irgendeines Clubs und bezahlte fröhlich 20$ Eintritt. Die Nacht endete dann mit einer Taxifahrt durch den McDrive und anschließender Pyjamaparty bei unserer Babysitterin. Geil wars, Leute! Den nächsten Tag haben wir alle gemeinsam vor uns hingekatert und ich lag abends herrlich früh im Bett - bis 4:45. Dann hieß es: AUFSTEHEN! Deutschland spielt! Diese Party war aber weniger spektakulär. Ab 5 lag ich dann statt in meinem Bett eben auf der Couch meiner Gasteltern, neben mir drei schlaftrunkene Jungs und statt einem Dosenbier hatte ich eine Tasse Tee in der Hand. Toll. Aber wen juckts! WIR SIND WELTMEISTER! Mein ältestes Kind war ganz aus dem Häuschen: "WE woooon, we woooon". Meine Gastmutter musste ihn ein paarmal daran erinnern, dass er Australier ist und kein Deutscher - super Typ! Abends hab ich die Jungs sofort ins Auto gesteckt und bin mit ihnen zur Eisdiele gefahren! Dieser Sieg musste schließlich mit viel Eis gefeiert werden. Ich habe noch nie so viel Geld in einer Eisdiele gelassen, die Jungs hatten einen üblen Zuckerschock - aber wir waren glücklich ohne Ende!

Tja Leute, jetzt sind es nur noch drei Wochen bis ich bald wieder daheim bin. Ich freue mich unendlich auf Zuhause, aber ich wünsche mir auch oft jemanden, der die Zeit anhält. Wie kann es sein, dass ich dieses geile Land schon bald wieder verlassen muss? Bald muss ich ins Bett gehen, ohne einen Schlabberkuss und ein "I love you, Cawuina" von Klein-George. Ach Leute, ach Leute. Das wird hart! Bleibt gesund und munter! Bis nächste Woche



Mittwoch, 9. Juli 2014

Au Pair's Paradise

Hallo ihr Lieben,

da bin ich wieder mit einem neuen Bericht. Dieses Wochenende habe ich mich gefühlt, wie im Paradies! Ich habe wieder mal einen Ausflug nach Moreton Isalnd gemacht - nur diesmal mit Whale Watching und Wild Dolphin Feeding. Es war einfach nur ein Traum und jeden Touri-Abzock-Cent wert! Doch auch unter der Woche habe ich wieder einiges erlebt, was im Nachhinein doch lieber wirklich unreal bleiben hätte sollen.


Die Woche fing an mit morgendlicher Abwechslung. Da ja mal wieder Schulferien sind (die sich mittlerweile dann doch als Grauen rausgestellt haben), hatte ich die Aufgabe, die großen Jungs zum Schwimmcamp zu fahren. Ich, nätürlich völlig verstört von der Nacht, erschien an diesem Morgen wie immer im übelsten Schlabberlook. Seitdem ich täglich Popel, Rotze oder sonstige Körperausscheidungen der lieben Kleinen an meinen Klamotten finde, trete ich meinen Dienst nur noch im Müllsack an. Wie auch immer - ich betrete also diese Privatschule (à la Hogwarts), bringe beide Jungs zu ihren beheizten Pools und sehe ihn: Neds Schwimmlehrer. Ein Australier, wie er im Buche steht: Surferboy, gebräunt und durchtrainiert. Nach einem kurzen G'day habe ich mich dann in meiner ausgeleierten Leggins so schnell wie möglich aus dem Staub gemacht und wollte in meinem Outfit dann doch eher unentdeckt bleiben. Hat auch geklappt. Für die erste halbe Stunde.

Da war Rohan nämlich schon fertig mit seinem Geplantsche. Er kommt zu mir, vertilgt sein Vegemite-Sandwich und fragt, ob er sich in der Nähe des Rugby-Felds in die Sonne stellen kann. Klaaaro durfte er das. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem er mich frech angrinst, seine Hosen runterlässt und an den nächstbesten Baum am Rugby-Feld (in!!) seiner Hogwartsprivatschule (20m vom Klo) pinkelt. Ja super!! Das wars dann mit der Unauffälligkeit. Um seinen Akt am schnellsten zu unterbrechen, musste ich natürlich meine Stimme etwas heben, um ihn SOFORT aufs Klo zu bewegen. Und zwar NICHT im Darling-Modus, wie das hier sonst eigentlich passiert. Hat auch direkt geklappt - ich klopfe mir auf meine deutsche Proleten-Schulter.

Wie auch immer gab es dann irgendwann zum Abendessen Chicken und Reis. Das Chicken - ein ganzes Hähnchen - habe ich aus dem Supermarkt geholt. Auch hier wieder eine etwas seltsame Konfrontation mit der australischen Kultur. Ich denke:" Jawoll, ein gut duftendes Grillhähnchen!" Ja - was bei uns in Deutschland ein Schmaus ist, ist hier eher ein Graus. Man geht in den Supermarkt, entdeckt ein Regal mit dampfenden nakten Hühnern in einer Plastiktüte, bezahlt 10$, geht wieder, um dann festzustellen, dass dieses Tier bis zum Verrecken gemestet wurde. So viel Fett habe ich bei einem Huhn noch nicht gesehen. Nunja - mich wundert hier nichts mehr.


Zum Glück konnte ich mich von meinem Schock wieder an einem Samstag erholen. Um 10 gings mit der Fähre auf eine Trauminsel - ich liebe Moreton! Diese Wale waren einfach der Wahnsinn und ich glaube, dass ich, während die Sonne aus einem strahlendblauen Himmel schien und diese Riesentiere vor sich hergeplanscht sind, einen der glücklichsten Momente meines Lebens gehabt zu haben. Noch dazu habe ich auf der Rückfahrt noch eine Wasserschildkröte, einen Rochen, ein paar Delfine, handtellergroße Seesterne und zwei Haie gesehen. Der absolute Wahnsinn!



Die Krönung der Romantik war dann das Wild Dolphin Feeding am Ende. Kennt ihr diese kitschigen Delfinpuzzle mit 1000 Teilen? Genauso sah es aus - einfach unbeschreiblich. Natürlich eine Tourimassenveranstaltung - aber das hat mich NULL gestört. Es war einfach nur schön. Noch schöner war, dass die Frau, der ich meine Kamera in die Hand gedrückt habe, auch wirklich Fotos gemacht hat und nicht mit ihrem Diebesgut lachend davon gerannt ist. Danke Australien, für dieses Stück Paradies!






Bleibt gesund und munter! Nächsten Monat um diese Zeit bin ich schon wieder auf deutschem Boden! Ich freue mich uuuunendlich!!

Ps. Wie ihr seht: Vier Gastkinder plus einen Cousin während den Ferien auf einmal beschäftigen? Kein Problem für mich!!




Donnerstag, 3. Juli 2014

Der ganz normale Wahnsinn

Hi guys,

hier bin ich wieder - die erste Schulferienwoche ist fast überstanden und der Countdown läuft weiterhin. Mittlerweile ist es schon fast nur noch ein Monat, bis ich und meine neuen zehn Freunde namens "Speckrollen" wieder in Deutschland sind. Es ist einfach der Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht und wie die vier kleinen Satansbraten von vor fünf Monaten nun einen unfassbar wichtigen Platz in meinem Leben eingenommen haben. Zuckersüße Engelchen sind sie zwar immernoch nicht - aber wer will das schon? Nun jetzt erstmal zu meiner letzten Woche:

Der Bottleshop wurde diesesmal schon freitagmittags gestürmt, um direkt nach Feierabend den Abschiedsschmerz in Euphorie umzuwandeln. Jenny hatte ihr letztes Wochenende in Australien und diese Tragödie musste selbstverständlich erstmal in der Down-Under-Bar (die ich so langsam nicht mehr sehen kann :) ) vergessen werden. Diese "Bar" müsst ihr euch folgendermaßen vorstellen: Schon nachdem man die heilige Schwelle überschritten hat, strömt einem der Geruch von 12-Jahre-altem verschütteten Bier in die Nase! Das ist der Moment, in dem man automatisch zur Bar strömt, sich sein erstes Bier bestellt (das in einem Plastikkrug serviert wird) und dann erstmal in Ruhe seine Partykollegen unter die Lupe nimmt. Und ich sage euch, da kann man einige lustige Sachen erleben: schlimmste deutsche Dialekte, schweißigster Schweißgeruch oder einfach 18-jährige Mädels bekleidet mit einem Hauch von nichts (meist in einer Herde). Ertönt dann auch noch Spice Girls' Wannabe, kann einen nichts mehr halten, man stürmt auf die 2m² große Tanzfläche, schubst ein paar besoffene Backpacker zur Seite und AAAB GEEEHTS!!
Genauso war das auch an diesem Abend und nach ein paar Tanzeinlagen, ein paar weiteren Getränken, ein paar nächtlichen Burgern und einer rasanten Taxifahrt Nachhause war ich schließlich auch todesmüde im Bett. Der nächste Tag wurde zum Entspannen genutzt und somit konnte die erste Ferienwoche anfangen - ich war auf alles gefasst!

Ich muss aber zugeben, dass alles ziemlich entspannt ist. So kann es schonmal vorkommen, dass ich morgens das Haus betrete und mich mit meinem Kaffee erstmal vor den TV hocke und WM gucke. Maaan, hab ich mich schuldig gefühlt, dass ich weder aufgeräumt, noch irgendwem Frühstück gemacht habe. Das Deutschlandspiel hat mich ziemlich eingenommen. Immerhin habe ich dem Baby aber "Oleee oleee oleeee oleee" beigebracht - zu mehr war mein angespanntes Hirn leider nicht fähig.

Im Laufe des Tages haben dann Haushalt und Kinder doch ein bisschen mehr von meiner Aufmerksamkeit bekommen - mehr oder weniger. So kam es, dass meine Gastmutter nach ein paar Besorgungen mit den drei größeren Jungs wieder heimkam. Wir quatschten fröhlich vor uns hin, erzählten uns von unserem Tag und von den Kalorien, die wir schon wieder zu viel in uns reingestopft haben, bis wir plötzlich von einem leisen Pochen an der Tür unterbrochen wurden. Wir schauen uns an, denken "wer kann das denn sein?" - bis in der nächsten Sekunde die Erleuchtung kam:" SCHEISSE!! Wir haben Rohan vergessen!!!" Während die drei anderen Kinder im Haus waren und meine Gastmutter und ich den neusten Tratsch ausgepackt haben, war der fünfjährige alleine draußen und hat mit seiner neuen Figur gespielt. Uuuupsi! Schuldgefühl und Lachanfall habe ich noch nie so nah beieinander erlebt! Haaaahaaahaaa!!

Wie auch immer: das nächste Wochenende wird wieder spannender. Ich habe mal wieder knapp 200$ für das nächste Tourievent rausgehauen. Whalewatching mit anschließendem Wild Dolphin Feeding! Da stehe ich auf einer Insel im Meer, ein wilder Delfin kommt auf mich zugeschwommen und ich stecke ihm einen alten, stinkenden Fisch ins Maul. Ach Leute - das wird ein Spaß!! Bis dahin - bleibt gesund und munter! Ich vermisse euch sehr!

Mittwoch, 25. Juni 2014

Heidis neuer Arbeitgeber Sulemann!

Hallo meine Lieben!

Ich hoffe, es geht euch allen gut und ihr seid bester Laune! Ich bin mittlerweile im absoluten Gefühlschaos - nächsten Monat bricht mein letzter Monat an - die Zeit rast und mit der Reise nach Deutschland steht mir wieder eine Reise ins Ungewisse bevor: Werde ich mit meinem Hartz 4-Antrag oder mit einer neuen Immatrikulationsbescheinigung wedeln? Falls ich einen Studienplatz bekomme, wohne ich dann in Halle-Wittenberg (Gott bewahre) oder in Osnabrück? Nichts desto trotz ist es Zeit Heim zu kommen...denn ich bekomme hier langsam sehr bedenkliche Jobanfragen...

So kam es, dass ich eines Sonntages mit meiner Gastfamilie im Museum war. Da ich natürlich nicht eine Sekunde meiner freien Zeit für Kindergeschrei opfere, hat mir mein Gastvater ein paar Moneten in die Hand gedrückt und mir den Weg zum Taxistand erklärt, damit ich pünktlich zu meinem Feierabend wieder daheim bin. Ich danke ihm hiermit 1000 mal. Fröhlich vor mich hinpfeifend, setze ich mich also in das nächste Taxi - ohne vorher nach dem Preis zu fragen und ohne vorher den Fahrer meinem kritischen Blick ausgesetzt zu haben - war ja 1. eine Taxifahrt "for free" und 2. helligster Tag. Wie man das in Australien so macht, schnatterten der Taxifahrer und ich ein bisschen über dieses und jenes. Blöd, dass der Taxifahrer (sein Name war übrigens Sulemann) dabei immer ein bisschen gruseliger wurde. Fragen wie: "Wie heißt du?" oder "Was machst du in Australien?" sind ja noch ok. "Wo wohnst du?", "Was verdienst du?" "Kannst du deinen Rückflug verschieben?" sollte man dann doch eher für sich behalten. Meine Small-Talk-Laune war schnell hinüber und Sulemann denkt nun, dass mein Name Heidi ist, ich in München lebe und Gastfamilie zu werden ziemlich schwer und schweineteuer ist. Hat ihn leider nicht abgeschreckt. Er hat fünf Kinder, eine Frau und ein Zimmer für mich und Gehalt würde ich auch bekommen. Ich so: "Nö", bezahlte auf den Cent genau und verließ diese Karre so schnell es ging.


Natürlich musste ich mich erstmal von diesem Schreck erholen, hab die Woche über mehr gechillt als irgendetwas anderes, beim Babysitten ein paar Kröten verdient und auf das nächste Wochenende gewartet. Nachdem ich mir am Samstag nach meiner allwöchentlichen wochenends-Schicht einen schönen Shopping-Tag mit anschließendem Sushi und 8-Stunden-Schlaf!!!! gemacht habe, war er da - der heilige freie Sonntag.


Die Babysitterin meiner Gastfamilie ist eine ziemlich coole Sau, deshalb mussten wir unbedingt zusammen feiern gehen. In Australien geht das übrigens auch sonntag mittags. Mit einer Flasche Passion Pop im Gepäck, holte sie mich und Niklas dann um 2pm bei mir ab, wir düsten zu ihr und setzen uns mit ihren Freunden zum Vorglühen zusammen in den Garten. Und ich sage es euc
h, Australier sind die trinkfestesten Menschen, die ich kenne. Am Rande des absoluten Passion-Pop-Wahnsinns schnappten Niklas und ich uns um acht das nächstbeste Taxi Richtung Heimat, um dann völlig zerstört ins Bett fallen zu können. Was ein Tag/Abend! So viel Spaß hatte ich wirklich schon lang nicht mehr! Und meine Gastkinder hatten auch noch was davon! Der TV lief am nächsten Morgen nämlich erstmal von 7 bis 9!

Mittwoch, 18. Juni 2014

Oleee, Oleee, Oleeee-Oleee-Oleeee!!!




Einer geht noch, einer geht noch rein!!

Trotz unendlich erscheinender Entfernung bin ich im absoluten WM-Fieber und finde es ganz schrecklich, dass ich nicht grölend mit euch vorm TV stehen kann. Trotzallem hatte ich mal wieder eine super geile Woche mit meinem WG-Mitbewohner Marlon! Wir haben so einiges gesehen – Wale, Delfine, Schildkröten und sicherheitsbewusste Kängurus. Aber was noch viel wichtiger ist: ich habe viiiel viiiel gelernt – oder besser gesagt – ich wurde wieder an viel erinnert.


Meine zwei ersten Wochen hier verbrachte ich im absoluten Culture Shock. Alles war neu, daheim war alles besser. Mittlerweile habe ich mich aber super daran gewöhnt und – wie herausgekommen ist – auch total angepasst. Was auf der einen Seite gut ist, hat mich auf der anderen Seite auch ein bisschen geschockt. Eigentlich konnte ich anderen Menschen immer recht gut zu verstehen geben, wenn mir etwas nicht gepasst hat. Hier lächelt man und nimmt seinen Ärger lieber mit Nachhause, als gleich für Klarheit zu sorgen. Daheim hätte ich mich auch mit meiner Ernährung nicht so gehen lassen und hätte generell um ein Vielfaches mehr an Energie in meine Arbeit gesteckt. Aber ich hatte Glück einen ehrlichen und direkten Deutschen bei mir aufnehmen zu können. Mein Vokabular ist jetzt wieder mit den herrlichsten Schimpfwörtern aufgefrischt, die ich auch bei jeder passenden (oder auch unpassenden) Situation fröhlich benutze. Und die wichtigste Lektion von allen: direkt sein ist nicht unhöflich, sondern ehrlich und wahr.
Deutschland, ich bin auf meine Rückkehr nun bestens vorbereitet! Australien, ich entschuldige mich lieber trotzdem schonmal.


Marlon ist mittlerweile wieder zurück in der Heimat und ich vermisse unsere WG jetzt schon. Klar. Zwei Leute auf 30qm heißt für viele mehr Dreck, mehr Abfall, mehr Wäsche. Ja, hatten wir auch alles. Stört uns aber nicht! Für mich war es pure Erholung nach meiner Schicht Heim zu kommen, mit sarkastischen Kommentaren über Kindergeplärre begrüßt zu werden, meine Tasche auf ein gemachtes Bett fallen zu lassen, um anschließend in Windeseile zu unseren Touri-Zielen zu rasen. Gerade am Wochenende haben wir uns ziemlich oft gedacht: „Man, geht’s uns schlecht!“. Zum Beispiel, wenn wir auf Stradbroke Island Wale und Delfine beobachtet haben oder – mein persönliches Highlight – Kängurus, die über Zebrastreifen hoppeln. Schlimm war natürlich auch unser „Winter“-Spaziergang am Strand, bei strahlendem Sonnenschein. Man waren wir arm dran!



Arm dran war der gute Marlon aber tatsächlich beim Packen seines Koffers. Mein halber Besitz ist nämlich schonmal mit Nachhause geflogen. Ich habe mal nachgezählt. Ungelogen – unter anderem – sieben paar Schuhe. Wo kamen die denn her? Armer Marlon, tut mir leid, dass du das alles schleppen musstest! Als ich ihn und seine 3452 Kilo Übergepäck dann am Flughafen abgesetzt habe und auf dem Weg Nachhause war, bin ich fast schon wieder ein bisschen sentimental geworden.


 Wie krass ist das bitte? In 1,5 Monaten bin ich diejenige, die in einem Flugzeug nach Deutschland sitzt. Kinder, Kinder, Kinder, wo ist die Zeit geblieben? Auch wenn ich hier ziemlich viel den Kopf schütteln muss – Australien hat mir so viel gegeben und dieser Abschied wird garantiert ziemlich hässlich werden.





Bis dahin werde ich aber weiterhin fröhlich alle Deutschlandspiele ansehen, um dann morgens meine Gastfamilie mit Rufen wie „IN YOUR STUPID FACE, PORTUGAL!“ verwöhnen zu können. Mein neu erlerntes Vokabular möchte ich den Kindern dann doch gerne vorenthalten.

Donnerstag, 12. Juni 2014

Indoor-Dusche Teil 2



Hallo meine Lieben!

Hier bin ich wieder mit leichter Verspätung und dem Bericht einer ziemlich schönen Woche! Ich habe wieder ein bisschen Schlaf nachgeholt, bin bester Laune und habe grooooßes Glück, ein Stück Heimat hier zu haben. 

Nach der Woche des Grauens mit mehr Koffein als Blut in meiner Kreislaufbahn kam er endlich: der langersehnte Samstag! Die Gästebettwäsche lag bereit, das Gästehandtuch hing frischgewaschen im Bad und im Kleiderschrank wurde Platz geschaffen. Marlon konnte also landen! Und schon war es soweit: mit australischer Schokolade und einem Gingerbeer auf dem Beifahrersitz brauste ich, begleitet von meiner neusten Errungenschaft – Christmas Songs von Michael Buble – in Richtung Flughafen. Nachdem ich ein paar Mal in die falsche Richtung gelaufen bin, musste ich letztendlich zum richtigen Gate joggen. Und da kam er auch schon – noch halb festgefroren von Sydney – der Marlon aus Lääämmääspiiiel!!


Nach ausreichenden Umarmungen ging es dann ab nach Hause. Die Autofahrt wurde selbstverständlich für ein Briefing genutzt, was ihn so bei mir erwartet und vor allem, was unsere Pläne für die nächsten Tage sind. Nach einer Ladung Wäsche und einem Abendessen am River hieß es dann für Marlon: die erste Begegnung meiner nächtlichen Routine. Ich bin für gewöhnlich ab halb 10 schon im Halbschlaf und während der arme Marlon noch mit seinem Jetlag zu kämpfen hat, bin ich schon im Reich der Träume. Wie ihr wisst, dauert es ja nicht lange, bis Opas Wecker klingelt oder das erste Kind schreit. Und Leute – endlich hatte ich den Beweis. Ich bilde mir das nicht alles ein. Als ich am nächsten Morgen nach meiner ersten Schicht wieder mein Zimmer betrat, bekam ich sofort Marlons Feedback darüber, wie angenehm doch die lieblichen Stimmchen der Darlings sind und wie dankbar man doch darüber sein kann, im 60-Minuten-Rhythmus daran erinnert zu werden.


Hierzu muss aber angemerkt werden, dass Marlon im Gegensatz zu mir eine Art „Heiligen Schlaf“ hat. Eines Nachts bin ich um 02:00 aufgewacht und war hellwach. Ich liege also im Bett und wundere mich, was hier wohl falsch ist. Kein Kind schreit, Opas Wecker klingelt erst in zwei Stunden und kalt war es auch nicht. Bis er kam – ein lauter Knall, dichtgefolgt von starkem Plätschern. Ich denke mir: „Ach du Scheiße!“, hüpfe aus dem Bett und begebe mich auf die Suche des Unheils.

Dieses Plätschern war nämlich definitiv kein Regen. Nachdem ich also Dusche, Waschbecken und Waschmaschine gecheckt habe, mache ich die Tür des Riesenraumes auf, in dem mein Kühlschrank steht und sehe: Dort wo bis vor ein paar Stunden noch eine intakte Decke war, ist jetzt ein riesiges Loch mit integrierter Regenmaschine. Meine Gastmutter dachte wahrscheinlich, jemand würde im Sterben liegen, als ich sie dann um halb drei morgens angerufen habe.
Am nächsten Morgen kam dann aber raus, dass Omas Spülmaschine kaputt war. Marlon hat davon nichts mitbekommen – er dachte, es sei das australische Wetter ;) Wie ich ihn um diese Fähigkeit beneide ;)

Doch nicht nur das Wetter ist anders als in Deutschland. Auch das Bahnfahren! Letztens war ich doch tatsächlich so mutig und bin alleine in stockdunkler Nacht mit dem Zug gefahren. Nach ein paar gruseligen Begegnungen mit Menschen, die meines Erachtens zu 100% alle Massenmörder oder Vergewaltiger waren, sah ich sie und konnte meinen Augen kaum trauen. Es gibt hier in Australien doch tatsächlich Securitymänner am Bahngleis. Und die sehen auch noch seriös aus. Nicht so wie in Frankfurt, wo man sich denkt, die gehören zu den ganzen anderen bösen Männern und flüstern ihren Komplizen am besten noch übers Walky-talky zu: „Heiße Schnitte am Schokoriegelautomat an Gleis 5“. Nein nein. Hier heißt es „Safety first“! Wo sie sich die ganze Sicherheitsnummer aber wieder sparen, ist der Haushalt. Selbst im fernen Deutschland haben wir sogar schon von dem Mysterium „Ozonloch“ gehört. Jeder weiß, das Sprühflaschen vielleicht nicht ganz so gut in Zusammenhang mit der Umwelt sind. Egal ob Deo oder Haarspray – beides nicht so super für besagtes „Ozonloch“. Aber Schönheit hat nunmal seinen Preis und einen Stinker neben sich sitzen zu haben, will auch niemand. Kann man verstehen. Aber heute bin ich fast vom Glauben abgefallen. Es gibt Öl zum Sprühen aus der Dose. Für die Pfanne. Zum Kochen. Man kann ihnen halt irgendwie nicht helfen, diesen Australiern.

Wie auch immer. Man lernt nie aus. Ich bin jedenfalls bereit für die neue Woche, habe alles unter Kontrolle und werde weiterhin vorbildlich das Öl aus der traditionellen Glasfalsche benutzen! 
Bis bald,
Eure Carina

Ps. Es war übrigens so weit: Ich war in herrlichster Weihnachtsstimmung und musste unbedingt Plätzchen backen! Ein gutes hat es doch, dieses kalte Wetter (22 Grad erscheinen einem hier wie das tiefste Sibieren).

Pps. Bilder kommen mit dem nächsten Eintrag...ihr wisst ja. Mein Schlaf!

Dienstag, 3. Juni 2014

Mozart am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen



Hier bin ich wieder mit dem Bericht der letzten Woche. Fassen wir es kurz. Sie war mehr oder weniger (nennen wir es) anstrengend und ich befinde mich am Rande des Wahnsinns. Doch Rettung naht! In genau vier Tagen bekomme ich Besuch aus Deutschland, der mir abends den Kopf tätscheln kann und mich daran erinnert, weiterhin alles mit Humor zu nehmen.

Um euch meine Lage ein bisschen zu erklären, ist hier ein kleiner Einblick in meinen heißgeliebten Tagesbeginn. Ein jeder Morgen beginnt um 04:00 Uhr in der Frühe. Da klingelt nämlich der Wecker des Opas, der über mir schläft. Was gibt es Schöneres, als noch gemütlich im warmen Bett liegen bleiben zu können, wenn jemand anderes im kalten Dunklen aufstehen muss, um zur Arbeit zu fahren? In dieser Situation – so einiges. 

Vor allem, wenn er sich anschließend mit polterndem, schnellem Schritt auf den Tag vorbereitet. Wie auch immer – spätestens nach 15 min bin ich wieder im Land der Träume, bis ca. 05:00 Uhr. Ihr müsst wissen, dass Opas treue Ehefrau nämlich eine Vorliebe für klassische Musik hat und diese versucht, mit mir zu teilen (was ihr auch gelingt). Danke dafür. Mit Hilfe von Mozarts sanften Klängen gelingt es mir dann irgendwie, für weitere 30 min Schlaf zu finden. 10 min vor meinem Wecker werde ich dann im Optimal-Fall schonmal darüber informiert, welches der Kinder einen nicht ganz so optimalen Start in den Tag hat. Profi-mäßig erkenne ich, zu wem das liebliche Gebrüll gehört und freue mich schon auf einen ereignisreichen Morgen. Von meiner 50-Std-Woche kann ich mich dann an genau einem freien Tag erholen. Dank der vielen Erfolgserlebnisse versuche ich natürlich trotzdem weiterhin mein Bestes zu geben und verliere so gut wie nie die Geduld. ...Achwas Leute, ich bin reif für die Klapse!! 

Doch die letzten 59 Tage schaffe ich auch noch locker! Und was ziemlich geil ist: In Vorstellungsgesprächen muss ich jetzt nie mehr lügen, was meine Stärken betrifft! Noch besser ist aber, dass mich am Samstag mein geliebter Marlon besuchen kommt. So wie sich das gehört, habe ich schon den optimalen Touri-Plan ausgearbeitet und meine Stunden so umorganisiert, dass wir so viel Zeit wie möglich gemeinsam verbringen können! Wie ich heute schon freudestrahlend der Putzfrau erzählt habe, habe ich dann endlich „holidays for my soul“! Also Marlon, freue dich auf zahme Kängurus, Surfers Paradise und natürlich auch ein bisschen Natur! 



Von Natur habe ich letzten Samstag aber auch nicht gerade viel gesehen. Ist jetzt auch wirklich kein Weltuntergang. Regenwald sieht hier überall gleich aus und große Bäume habe ich nun echt zu genüge gesehen. Dieses Wochenende stand Sightseeing auf dem Programm. Innerhalb der letzten vier Monate habe ich Sydney gesehen, Byron Bay, war an der Sunshine Coast und auf Fraser Island. Praktisch überall, nur die Wahrzeichen von der Stadt in der ich wohne, habe ich nicht bestaunt. Scheint irgendwie meine Art zu sein. Ich war zum Beispiel auch noch nie in Berlin, aber am anderen Ende der Welt – is klar, ne? Wie auch immer, wir starteten unseren Tag mit einem frühen Lunch bei Max Brenner. Ich hab mir ne ordentliche Waffel gegönnt und war danach bereit für unseren Powerwalk. Und es war wirklich ein Gewaltmarsch – ich war fix und fertig! Aber was gibt es schöneres als sich dann abends zum DVD gucken mit einer Freundin zu treffen, um dann bei einer Dose Cola den ganzen Film zu verquatschen?!




Und nun ist es auch schon Zeit für mich, schlafen zu gehen. Jede Minute ist kostbar. Bleibt gesund und munter und Oma, vergiss nicht, mir ein Glas von deiner Erdbeermarmelade aufzuheben!
Bis nächste Woche mit Berichten von der Zeit mit meinem Marloni!