
Einer geht noch, einer geht noch rein!!
Trotz unendlich erscheinender Entfernung bin ich im absoluten
WM-Fieber und finde es ganz schrecklich, dass ich nicht grölend mit euch vorm
TV stehen kann. Trotzallem hatte ich mal wieder eine super geile Woche mit
meinem WG-Mitbewohner Marlon! Wir haben so einiges gesehen – Wale, Delfine,
Schildkröten und sicherheitsbewusste Kängurus. Aber was noch viel wichtiger
ist: ich habe viiiel viiiel gelernt – oder besser gesagt – ich wurde wieder an
viel erinnert.
Meine zwei ersten Wochen hier verbrachte ich im absoluten
Culture Shock. Alles war neu, daheim war alles besser. Mittlerweile habe ich
mich aber super daran gewöhnt und – wie herausgekommen ist – auch total
angepasst. Was auf der einen Seite gut ist, hat mich auf der anderen Seite auch
ein bisschen geschockt. Eigentlich konnte ich anderen Menschen immer recht gut
zu verstehen geben, wenn mir etwas nicht gepasst hat. Hier lächelt man und
nimmt seinen Ärger lieber mit Nachhause, als gleich für Klarheit zu sorgen.
Daheim hätte ich mich auch mit meiner Ernährung nicht so gehen lassen und hätte
generell um ein Vielfaches mehr an Energie in meine Arbeit gesteckt. Aber ich
hatte Glück einen ehrlichen und direkten Deutschen bei mir aufnehmen zu können.
Mein Vokabular ist jetzt wieder mit den herrlichsten Schimpfwörtern
aufgefrischt, die ich auch bei jeder passenden (oder auch unpassenden)
Situation fröhlich benutze. Und die wichtigste Lektion von allen: direkt sein
ist nicht unhöflich, sondern ehrlich und wahr.
Deutschland, ich bin auf meine Rückkehr nun bestens vorbereitet! Australien, ich entschuldige mich lieber trotzdem schonmal.
Deutschland, ich bin auf meine Rückkehr nun bestens vorbereitet! Australien, ich entschuldige mich lieber trotzdem schonmal.

Marlon ist mittlerweile wieder zurück in der Heimat und ich vermisse unsere WG jetzt schon. Klar. Zwei Leute auf 30qm heißt für viele mehr Dreck, mehr Abfall, mehr Wäsche. Ja, hatten wir auch alles. Stört uns aber nicht! Für mich war es pure Erholung nach meiner Schicht Heim zu kommen, mit sarkastischen Kommentaren über Kindergeplärre begrüßt zu werden, meine Tasche auf ein gemachtes Bett fallen zu lassen, um anschließend in Windeseile zu unseren Touri-Zielen zu rasen. Gerade am Wochenende haben wir uns ziemlich oft gedacht: „Man, geht’s uns schlecht!“. Zum Beispiel, wenn wir auf Stradbroke Island Wale und Delfine beobachtet haben oder – mein persönliches Highlight – Kängurus, die über Zebrastreifen hoppeln. Schlimm war natürlich auch unser „Winter“-Spaziergang am Strand, bei strahlendem Sonnenschein. Man waren wir arm dran!
Arm dran war der gute Marlon aber tatsächlich beim Packen seines Koffers. Mein halber Besitz ist nämlich schonmal mit Nachhause geflogen. Ich habe mal nachgezählt. Ungelogen – unter anderem – sieben paar Schuhe. Wo kamen die denn her? Armer Marlon, tut mir leid, dass du das alles schleppen musstest! Als ich ihn und seine 3452 Kilo Übergepäck dann am Flughafen abgesetzt habe und auf dem Weg Nachhause war, bin ich fast schon wieder ein bisschen sentimental geworden.

Wie krass ist das bitte? In 1,5 Monaten bin ich diejenige, die in einem Flugzeug nach Deutschland sitzt. Kinder, Kinder, Kinder, wo ist die Zeit geblieben? Auch wenn ich hier ziemlich viel den Kopf schütteln muss – Australien hat mir so viel gegeben und dieser Abschied wird garantiert ziemlich hässlich werden.
Bis dahin werde ich aber weiterhin fröhlich alle Deutschlandspiele ansehen, um dann morgens meine Gastfamilie mit Rufen wie „IN YOUR STUPID FACE, PORTUGAL!“ verwöhnen zu können. Mein neu erlerntes Vokabular möchte ich den Kindern dann doch gerne vorenthalten.
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