Freitag, 22. August 2014

Thank you, Australia!

Hallo ihr Lieben,

jetzt bin ich schon fast wieder zwei Wochen in Deutschland, dabei habe ich das Gefühl erst gestern in ein Flugzeug in Richtung Sydney gestiegen zu sein. Trotz aller Befürchtungen ist mir ein Culture-Reverse-Shock erspart geblieben und auch das Autofahren fällt mir nicht mehr schwer. Aber nun erstmal zu dem Bericht meiner letzten Tage - was auch gleichzeitig leider der letzte Bericht auf meinem Blog sein wird.

Kaum zwei Tage da gewesen war es auch schon soweit. Mein Bruder wurde dazu verdonnert an den Frankfurter Hauptbahnhof zu fahren, um zusammen mit mir meine Australier abzuholen. Mit der Ankunft des Zuges habe ich erstmal alle Benimmregeln vergessen, bin mit meiner australischen Flagge (die ich mir schon in Australien extra für diesen Tag für 2$ aus den China-Shop ergaunert habe) auf- und abgehüpft, um dann endlich diese Hühner fest zu umarmen und ins gute alte Lämmerspiel zu karren. Solltet ihr mal jemanden, der auf Europareise ist, abholen, merkt euch eins: Könnte etwas eng werden in einem Peugeot 206. Ich habe den Kofferraum doch etwas überschätzt. Endlich kamen wir Zuhause an und wie durch ein Wunder hat mein Bruder keinen Hörsturz erlitten.

Viel Zeit zum Einrichten gabs nicht. Der Zeitplan war eng, schließlich mussten wir schnell auf unsere Wiedervereinigung anstoßen - ab ins Cuervo! Nach dem zweiten Wein konnte Vanessa dann auch fließend Englisch sprechen und nach dem dritten Glas kamen wir leider auf die dumme Idee, unsere Reunion mit Shots zu feiern. Leute. Versucht nie, NIE Australier betrunken zu machen und trinkt dabei jedes Mal mit. Es ist hoffnungslos und weder die Nacht, noch der nächste Morgen werden schön.

Während den nächsten drei Tagen stellte sich heraus, dass ich der schlechteste Tourguide der Welt bin und wir uns lieber Dirndln, Bratwurst und Apfelstrudel zugewandt haben, als deutscher Kultur. Wir hatten die geilsten Tage, haben viel gelacht, viel erzählt und viel Spaß gehabt. Sie kennen jetzt wichtige Vokabeln wie: Läuft, Prost, Oma, Dankeschäään oder Scheißegal. Der Abschied war eher weniger schön und den absoluten Tiefpunkt hatte ich, als ich am nächsten Tag voller Tatendrang und Plänen aufgewacht bin, nur um dann feststellen zu müssen, dass die Mädels ja am vorherigen Abend schon wieder abgereist sind. Da war es nun. Das endgültige Ende meiner Reise und viel viel Ratlosigkeit. Es ist nicht schön, weder einen Uniplatz noch einen Job oder überhaupt irgendeinen Plan zu haben. Aber wie sagt meine Gastmutter immer:" Everything happens for a reason" - wer weiß schon, was in 4 Wochen ist? Und wenn ich keinen Uniplatz mehr bekomme, finde ich schon irgendwas anderes. Vor einem Jahr war ich noch super enttäuscht, dass ich nicht als Au Pair nach Kanada konnte und diese Absage hat sich gleichzeitig als Zusage für besten sechs Monate am anderen Ende der Welt herausgestellt.

Australien hat mir mehr gegeben, als ich jemals gedacht hätte. Ich hatte eine super Gastfamilie, auch wenn vier Jungs nicht gerade einfach sind (hiermit möchte ich nochmal betonen, dass ich jeden erschießen werde, der mir erzählt, ich wäre 6 Monate lang im Urlaub gewesen). Jetzt muss ich in Vorstellungsgesprächen nie wieder lügen, wenn es darum geht, zu behaupen, dass ich belastbar bin. Ich würde auch behaupten, dass meine Problemlösefähigkeit ganz vorzeigbar ist. Diese vier Jungs haben einiges von mir abverlangt und trotz aller stinkenden Windeln, Rotznasen, unerledigten Hausaufgaben und der ein oder anderen Nah-Tod-Erfahrung vermisse ich die Kinder unendlich. Kein "Hi Carina, C
awuina oder Nana" mehr zu hören oder "see you in the morning" fehlt mir schon sehr.Thank you, Anna!




Ich habe die geilsten Menschen kennen gelernt. Danke Lisa M, Lisa C und Jenny für unsere wöchentlichen Walks, samstaglichen Ausflüge und regelmäßige Begegnungen mit Passion Pop und der Down Under Bar. Die ewigen Diskussionen über die Eigenarten der Kinder, unser Essverhalten und unsere ärmlichen Versuche, mit Shakes ein paar Kilos purzeln zu lassen. Immer mit dabei: Niklas! Das war einfach Schicksal! Beste Stütze, beste Gespräche, bester Goon, beste Zeit, bester Freund! Katrina und Laura - I see you in Bali! Found friends for a lifetime! Thank you - for everything!





Australien hat mich aber nicht nur mit seiner Natur, seinem Wetter und seinen Menschen verwöhnt. Früher wollte ich nie Au Pair werden, weil ich nicht zweimal heulen wollte - bei dem Abschied von seiner Familie in Deutschland und später bei dem Abschied von seiner Gastfamilie. Achja...eins kann ich euch sagen. Ich hatte ein paar mehr Krisen als nur zwei - aber ich hab sie durchgestanden und ohne Muddis und Omas Ratschläge, Vaddis und Opas ruhige Ader oder die Kommentare meiner Geschwister wäre es wohl schwerer gewesen. Was man vorher als selbstverständlich gesehen hat, wird plötzlich bewusster wahrgenommen und ich kann mich so glücklich schätzen, dass ich sie habe - eine Familie! Danke! Und dass dazu natürlich auch die beste Freundin der Welt gehört, ist ja selbstverständlich. Danke Vanessa! Für jeden Beistand, jede Whatsapp-Nachricht, jedes "wir warten hier auf dich!".

Und danke auch an jeden, der sich einfach mal so gemeldet hat. Ich habe viele schöne Überraschungen erlebt! Und natürlich ein riesen Danke an jeden, der diesen Blog hier gelesen hat - fast 12.000 Klicks - das hätte ich NIE erwartet!


Solltet ihr die Chance haben, nochmal für eine Weile unbeschwert ins Ausland zu gehen - überlegt nicht zweimal! Es macht so viel aus. Ich bin so viel gelassener geworden, es ist nicht alles gleich ein Problem, Plan B ist meist besser als Plan A - und...wann zu Hölle ist man schonmal so bekloppt, aus einem Flugzeug zu springen? Ich glaube, das wichtigste, was ich gelernt habe, ist, dass man wirklich nur einmal lebt. Man sollte Dinge lieber erleben und Worte aussprechen, als nur darüber nachzudenken oder Angst zu haben, das falsche zu tun. Das Leben sollte nicht aus verpassten Gelegenheiten bestehen.



Montag, 11. August 2014

HOME, SWEET HOME!!

Hallo ihr Lieben,

so...hier ist er - mein vorletzter Blogeintrag und damit das Ende meiner Australien-Zeit. Meine letzte Woche war noch der absolute Burner - ich hab mich gefühlt wie der letzte König. Cairns und Melbourne waren dann doch ein bisschen teurer als ich dachte, was aber wahrscheinlich an meinem Lebensstil lag. Aber jetzt erstmal ganz von vorne.

Meine Reise nach Cairns fing erstmal damit an, dass mein Wecker um 3:45 geklingelt hat. Noch völlig in Trance habe ich mich dann irgendwie gewaschen, meinen letzten Kram in einen Wäschekorb geworfen, um Katrinas Bude wieder einigermaßen ordentlich zu hinterlassen und dabei noch beinahe meine lebenserhaltenen Maßnahmen vergessen - mein Handyladekabel. Dann hieß es wieder ab ins Auto und zu dem Haus meiner Gastfamilie fahren. Mein Gastvater und George haben mich dann netterweise zum Flughafen gebracht - sogar bis zum Gate. Lag aber wohl daran, dass ich das erste Mal diesen neumodischen Kram mit dem Online-Einchecken ausprobiert habe und er meine Kompetenzen nicht allzuhoch eingeschätzt hat. Wie auch immer - irgendwann war ich dann in Cairns, traf mich mit einer Freundin aus Sydney am Flughafen und zusammen ging es dann zum Hostel. Oder auch Dreckbude. Nachdem wir unsere Schlüssel hatten und die Zimmer in Betracht nahmen, musste ich der netten Dame an der Rezeption leider erklären, dass wir in diesem Zimmer unmöglich schlafen können. Wir buchten zwar ein 6-Bett-Mädchen-Zimmer mit eigenem Bad - bekommen haben wir aber die letzte Katastrophe mit lauter besoffenen Backpacken, die an jeder Ecke ihre Gesöff-Flaschen vergessen haben. Den Geruch der Luft und den Grad der Sauberkeit könnt ihr euch sicher vorstellen. Wie auch immer bekamen wir dann ein neues Zimmer. 12-Bett-Mädchen-Zimmer. Ja. Danach wechselten wir dann das Hostel.


Nach der Erkundung von Green Island und des Great Barrier Reefs, was beides ziemlich geil war, aber von Asiaten überflutet, kam er auch schon: der Tag meiner Abreise - zurück nach Brisbane. Da dachte ich mir so: "Gönnste dir mal was!!". Gesagt, getan. Nachdem ich aufgestanden bin und Frühstück in einem Café hatte, hab ich mich erstmal wieder für eine Stunde hingelegt. Nachdem Aufstehen fand ich, war Zeit für Pediküre, Eis, chillen am Pool, Sushi, Massage, noch ein Eis und ein bisschen Souveniershoppen. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Wieder in Brisbane angekommen ging dann das große Kofferpacken los. Irgendwie hat alles reingepasst und nach dem Abschied von Grandpa und Grandma habe ich mich dann auf den Weg nach East Brisbane gemacht, um meine letzte Nacht in Katrinas Bude anzutreten. Ich kam an, sah Licht und dachte mir:"Ach schön, jemand von Katrinas Freunden ist hier - ich habe ein bisschen Gesellschaft".Dazu muss man wissen, dass ungefähr jeder einen Schlüssel besitzt. Ich machte also frohen Mutes die Tür auf, sah Schuhe, die ich noch nie gesehen habe und hörte eine fremde Stimme. Die gehörte zu Marcel. Wie ich herausfand, kommt er aus Tasmanien, hat eine Europatour gemacht, dabei Katrina kennen gelernt (in Madrid, wo sie ganze drei Tage war) und brauchte einen Platz zum Schlafen in Brisbane. Kein Proooblem, kann ruhig in ihrer Bude schlafen. No worries. Nachdem er mir angeboten hat, mir Platz im Bett zu machen, dass wir beide reinpassen, habe ich dann doch die Couch vorgezogen. War aber wirklich ganz nett, der gute Marcel.


Am nächsten Morgen stand dann der Abschied von meiner Gastfamilie auf dem Programm. Gibt schöneres - ich konnte mich aber einigermaßen zusammenreißen. Und nach vielen Küssen, Umarmungen und vielen lieben Worten war ich auch schon auf meinem Weg nach Melbourne, um meine Verwandtschaft kennen zu lernen. Soooooo liebe Menschen, sage ich euch! Wir haben viel gelacht, viele Fotos angeschaut und ich habe viel gesehen. Melbourne ist ein schöner Platz zum Leben. Ich habe extra Nutella bekommen, habe die Great Ocean Road gesehen und bin beim Shoppen im Supermarkt in dem absoluten Glücksrausch gefallen, weil ich meine letzten Dollar raushauen konnte, wie es nur ging. Herrlich! Aber auch hier kam schnell der Abschied und dann hieß es nicht nur "Tschüss Brisbane", sondern "Tschüss Australien".

Es war schon ziemlich seltsam. Ich habe hier so viel erlebt und so viel gesehen, tolle Leute kennen gelernt und mich auch in Brisbane irgendwann Zuhause gefühlt. Aber wenn eines feststeht, dann dass ich wiederkomme.

Und schon saß ich im Flugzeug der Todesairline Malasia Airlines. Turbolenzen fühlen sich dann doch etwas schlimmer an, als sie wahrscheinlich waren - aber ich habe überlebt und klopfe dem Piloten dafür stolz auf die Schulter. Nach 24 Stunden war ich dann endlich in Deutschland, der Koffer war schnell gefunden und dann hieß es tief durchatmen, bevor ich dann durch den Zoll maschierte (nicht zu auffällig atmen...ich hatte evtl. etwas mehr Ware dabei, als ich hätte einführen dürfen), an der Trennwand vorbei und endlich die Umarmungen bekommen konnte, auf die ich ein halbes Jahr gewartet habe. Egal wie schön meine Zeit in Australien war - Nachhause zu kommen übertrifft alles.