Mittwoch, 25. Juni 2014

Heidis neuer Arbeitgeber Sulemann!

Hallo meine Lieben!

Ich hoffe, es geht euch allen gut und ihr seid bester Laune! Ich bin mittlerweile im absoluten Gefühlschaos - nächsten Monat bricht mein letzter Monat an - die Zeit rast und mit der Reise nach Deutschland steht mir wieder eine Reise ins Ungewisse bevor: Werde ich mit meinem Hartz 4-Antrag oder mit einer neuen Immatrikulationsbescheinigung wedeln? Falls ich einen Studienplatz bekomme, wohne ich dann in Halle-Wittenberg (Gott bewahre) oder in Osnabrück? Nichts desto trotz ist es Zeit Heim zu kommen...denn ich bekomme hier langsam sehr bedenkliche Jobanfragen...

So kam es, dass ich eines Sonntages mit meiner Gastfamilie im Museum war. Da ich natürlich nicht eine Sekunde meiner freien Zeit für Kindergeschrei opfere, hat mir mein Gastvater ein paar Moneten in die Hand gedrückt und mir den Weg zum Taxistand erklärt, damit ich pünktlich zu meinem Feierabend wieder daheim bin. Ich danke ihm hiermit 1000 mal. Fröhlich vor mich hinpfeifend, setze ich mich also in das nächste Taxi - ohne vorher nach dem Preis zu fragen und ohne vorher den Fahrer meinem kritischen Blick ausgesetzt zu haben - war ja 1. eine Taxifahrt "for free" und 2. helligster Tag. Wie man das in Australien so macht, schnatterten der Taxifahrer und ich ein bisschen über dieses und jenes. Blöd, dass der Taxifahrer (sein Name war übrigens Sulemann) dabei immer ein bisschen gruseliger wurde. Fragen wie: "Wie heißt du?" oder "Was machst du in Australien?" sind ja noch ok. "Wo wohnst du?", "Was verdienst du?" "Kannst du deinen Rückflug verschieben?" sollte man dann doch eher für sich behalten. Meine Small-Talk-Laune war schnell hinüber und Sulemann denkt nun, dass mein Name Heidi ist, ich in München lebe und Gastfamilie zu werden ziemlich schwer und schweineteuer ist. Hat ihn leider nicht abgeschreckt. Er hat fünf Kinder, eine Frau und ein Zimmer für mich und Gehalt würde ich auch bekommen. Ich so: "Nö", bezahlte auf den Cent genau und verließ diese Karre so schnell es ging.


Natürlich musste ich mich erstmal von diesem Schreck erholen, hab die Woche über mehr gechillt als irgendetwas anderes, beim Babysitten ein paar Kröten verdient und auf das nächste Wochenende gewartet. Nachdem ich mir am Samstag nach meiner allwöchentlichen wochenends-Schicht einen schönen Shopping-Tag mit anschließendem Sushi und 8-Stunden-Schlaf!!!! gemacht habe, war er da - der heilige freie Sonntag.


Die Babysitterin meiner Gastfamilie ist eine ziemlich coole Sau, deshalb mussten wir unbedingt zusammen feiern gehen. In Australien geht das übrigens auch sonntag mittags. Mit einer Flasche Passion Pop im Gepäck, holte sie mich und Niklas dann um 2pm bei mir ab, wir düsten zu ihr und setzen uns mit ihren Freunden zum Vorglühen zusammen in den Garten. Und ich sage es euc
h, Australier sind die trinkfestesten Menschen, die ich kenne. Am Rande des absoluten Passion-Pop-Wahnsinns schnappten Niklas und ich uns um acht das nächstbeste Taxi Richtung Heimat, um dann völlig zerstört ins Bett fallen zu können. Was ein Tag/Abend! So viel Spaß hatte ich wirklich schon lang nicht mehr! Und meine Gastkinder hatten auch noch was davon! Der TV lief am nächsten Morgen nämlich erstmal von 7 bis 9!

Mittwoch, 18. Juni 2014

Oleee, Oleee, Oleeee-Oleee-Oleeee!!!




Einer geht noch, einer geht noch rein!!

Trotz unendlich erscheinender Entfernung bin ich im absoluten WM-Fieber und finde es ganz schrecklich, dass ich nicht grölend mit euch vorm TV stehen kann. Trotzallem hatte ich mal wieder eine super geile Woche mit meinem WG-Mitbewohner Marlon! Wir haben so einiges gesehen – Wale, Delfine, Schildkröten und sicherheitsbewusste Kängurus. Aber was noch viel wichtiger ist: ich habe viiiel viiiel gelernt – oder besser gesagt – ich wurde wieder an viel erinnert.


Meine zwei ersten Wochen hier verbrachte ich im absoluten Culture Shock. Alles war neu, daheim war alles besser. Mittlerweile habe ich mich aber super daran gewöhnt und – wie herausgekommen ist – auch total angepasst. Was auf der einen Seite gut ist, hat mich auf der anderen Seite auch ein bisschen geschockt. Eigentlich konnte ich anderen Menschen immer recht gut zu verstehen geben, wenn mir etwas nicht gepasst hat. Hier lächelt man und nimmt seinen Ärger lieber mit Nachhause, als gleich für Klarheit zu sorgen. Daheim hätte ich mich auch mit meiner Ernährung nicht so gehen lassen und hätte generell um ein Vielfaches mehr an Energie in meine Arbeit gesteckt. Aber ich hatte Glück einen ehrlichen und direkten Deutschen bei mir aufnehmen zu können. Mein Vokabular ist jetzt wieder mit den herrlichsten Schimpfwörtern aufgefrischt, die ich auch bei jeder passenden (oder auch unpassenden) Situation fröhlich benutze. Und die wichtigste Lektion von allen: direkt sein ist nicht unhöflich, sondern ehrlich und wahr.
Deutschland, ich bin auf meine Rückkehr nun bestens vorbereitet! Australien, ich entschuldige mich lieber trotzdem schonmal.


Marlon ist mittlerweile wieder zurück in der Heimat und ich vermisse unsere WG jetzt schon. Klar. Zwei Leute auf 30qm heißt für viele mehr Dreck, mehr Abfall, mehr Wäsche. Ja, hatten wir auch alles. Stört uns aber nicht! Für mich war es pure Erholung nach meiner Schicht Heim zu kommen, mit sarkastischen Kommentaren über Kindergeplärre begrüßt zu werden, meine Tasche auf ein gemachtes Bett fallen zu lassen, um anschließend in Windeseile zu unseren Touri-Zielen zu rasen. Gerade am Wochenende haben wir uns ziemlich oft gedacht: „Man, geht’s uns schlecht!“. Zum Beispiel, wenn wir auf Stradbroke Island Wale und Delfine beobachtet haben oder – mein persönliches Highlight – Kängurus, die über Zebrastreifen hoppeln. Schlimm war natürlich auch unser „Winter“-Spaziergang am Strand, bei strahlendem Sonnenschein. Man waren wir arm dran!



Arm dran war der gute Marlon aber tatsächlich beim Packen seines Koffers. Mein halber Besitz ist nämlich schonmal mit Nachhause geflogen. Ich habe mal nachgezählt. Ungelogen – unter anderem – sieben paar Schuhe. Wo kamen die denn her? Armer Marlon, tut mir leid, dass du das alles schleppen musstest! Als ich ihn und seine 3452 Kilo Übergepäck dann am Flughafen abgesetzt habe und auf dem Weg Nachhause war, bin ich fast schon wieder ein bisschen sentimental geworden.


 Wie krass ist das bitte? In 1,5 Monaten bin ich diejenige, die in einem Flugzeug nach Deutschland sitzt. Kinder, Kinder, Kinder, wo ist die Zeit geblieben? Auch wenn ich hier ziemlich viel den Kopf schütteln muss – Australien hat mir so viel gegeben und dieser Abschied wird garantiert ziemlich hässlich werden.





Bis dahin werde ich aber weiterhin fröhlich alle Deutschlandspiele ansehen, um dann morgens meine Gastfamilie mit Rufen wie „IN YOUR STUPID FACE, PORTUGAL!“ verwöhnen zu können. Mein neu erlerntes Vokabular möchte ich den Kindern dann doch gerne vorenthalten.

Donnerstag, 12. Juni 2014

Indoor-Dusche Teil 2



Hallo meine Lieben!

Hier bin ich wieder mit leichter Verspätung und dem Bericht einer ziemlich schönen Woche! Ich habe wieder ein bisschen Schlaf nachgeholt, bin bester Laune und habe grooooßes Glück, ein Stück Heimat hier zu haben. 

Nach der Woche des Grauens mit mehr Koffein als Blut in meiner Kreislaufbahn kam er endlich: der langersehnte Samstag! Die Gästebettwäsche lag bereit, das Gästehandtuch hing frischgewaschen im Bad und im Kleiderschrank wurde Platz geschaffen. Marlon konnte also landen! Und schon war es soweit: mit australischer Schokolade und einem Gingerbeer auf dem Beifahrersitz brauste ich, begleitet von meiner neusten Errungenschaft – Christmas Songs von Michael Buble – in Richtung Flughafen. Nachdem ich ein paar Mal in die falsche Richtung gelaufen bin, musste ich letztendlich zum richtigen Gate joggen. Und da kam er auch schon – noch halb festgefroren von Sydney – der Marlon aus Lääämmääspiiiel!!


Nach ausreichenden Umarmungen ging es dann ab nach Hause. Die Autofahrt wurde selbstverständlich für ein Briefing genutzt, was ihn so bei mir erwartet und vor allem, was unsere Pläne für die nächsten Tage sind. Nach einer Ladung Wäsche und einem Abendessen am River hieß es dann für Marlon: die erste Begegnung meiner nächtlichen Routine. Ich bin für gewöhnlich ab halb 10 schon im Halbschlaf und während der arme Marlon noch mit seinem Jetlag zu kämpfen hat, bin ich schon im Reich der Träume. Wie ihr wisst, dauert es ja nicht lange, bis Opas Wecker klingelt oder das erste Kind schreit. Und Leute – endlich hatte ich den Beweis. Ich bilde mir das nicht alles ein. Als ich am nächsten Morgen nach meiner ersten Schicht wieder mein Zimmer betrat, bekam ich sofort Marlons Feedback darüber, wie angenehm doch die lieblichen Stimmchen der Darlings sind und wie dankbar man doch darüber sein kann, im 60-Minuten-Rhythmus daran erinnert zu werden.


Hierzu muss aber angemerkt werden, dass Marlon im Gegensatz zu mir eine Art „Heiligen Schlaf“ hat. Eines Nachts bin ich um 02:00 aufgewacht und war hellwach. Ich liege also im Bett und wundere mich, was hier wohl falsch ist. Kein Kind schreit, Opas Wecker klingelt erst in zwei Stunden und kalt war es auch nicht. Bis er kam – ein lauter Knall, dichtgefolgt von starkem Plätschern. Ich denke mir: „Ach du Scheiße!“, hüpfe aus dem Bett und begebe mich auf die Suche des Unheils.

Dieses Plätschern war nämlich definitiv kein Regen. Nachdem ich also Dusche, Waschbecken und Waschmaschine gecheckt habe, mache ich die Tür des Riesenraumes auf, in dem mein Kühlschrank steht und sehe: Dort wo bis vor ein paar Stunden noch eine intakte Decke war, ist jetzt ein riesiges Loch mit integrierter Regenmaschine. Meine Gastmutter dachte wahrscheinlich, jemand würde im Sterben liegen, als ich sie dann um halb drei morgens angerufen habe.
Am nächsten Morgen kam dann aber raus, dass Omas Spülmaschine kaputt war. Marlon hat davon nichts mitbekommen – er dachte, es sei das australische Wetter ;) Wie ich ihn um diese Fähigkeit beneide ;)

Doch nicht nur das Wetter ist anders als in Deutschland. Auch das Bahnfahren! Letztens war ich doch tatsächlich so mutig und bin alleine in stockdunkler Nacht mit dem Zug gefahren. Nach ein paar gruseligen Begegnungen mit Menschen, die meines Erachtens zu 100% alle Massenmörder oder Vergewaltiger waren, sah ich sie und konnte meinen Augen kaum trauen. Es gibt hier in Australien doch tatsächlich Securitymänner am Bahngleis. Und die sehen auch noch seriös aus. Nicht so wie in Frankfurt, wo man sich denkt, die gehören zu den ganzen anderen bösen Männern und flüstern ihren Komplizen am besten noch übers Walky-talky zu: „Heiße Schnitte am Schokoriegelautomat an Gleis 5“. Nein nein. Hier heißt es „Safety first“! Wo sie sich die ganze Sicherheitsnummer aber wieder sparen, ist der Haushalt. Selbst im fernen Deutschland haben wir sogar schon von dem Mysterium „Ozonloch“ gehört. Jeder weiß, das Sprühflaschen vielleicht nicht ganz so gut in Zusammenhang mit der Umwelt sind. Egal ob Deo oder Haarspray – beides nicht so super für besagtes „Ozonloch“. Aber Schönheit hat nunmal seinen Preis und einen Stinker neben sich sitzen zu haben, will auch niemand. Kann man verstehen. Aber heute bin ich fast vom Glauben abgefallen. Es gibt Öl zum Sprühen aus der Dose. Für die Pfanne. Zum Kochen. Man kann ihnen halt irgendwie nicht helfen, diesen Australiern.

Wie auch immer. Man lernt nie aus. Ich bin jedenfalls bereit für die neue Woche, habe alles unter Kontrolle und werde weiterhin vorbildlich das Öl aus der traditionellen Glasfalsche benutzen! 
Bis bald,
Eure Carina

Ps. Es war übrigens so weit: Ich war in herrlichster Weihnachtsstimmung und musste unbedingt Plätzchen backen! Ein gutes hat es doch, dieses kalte Wetter (22 Grad erscheinen einem hier wie das tiefste Sibieren).

Pps. Bilder kommen mit dem nächsten Eintrag...ihr wisst ja. Mein Schlaf!

Dienstag, 3. Juni 2014

Mozart am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen



Hier bin ich wieder mit dem Bericht der letzten Woche. Fassen wir es kurz. Sie war mehr oder weniger (nennen wir es) anstrengend und ich befinde mich am Rande des Wahnsinns. Doch Rettung naht! In genau vier Tagen bekomme ich Besuch aus Deutschland, der mir abends den Kopf tätscheln kann und mich daran erinnert, weiterhin alles mit Humor zu nehmen.

Um euch meine Lage ein bisschen zu erklären, ist hier ein kleiner Einblick in meinen heißgeliebten Tagesbeginn. Ein jeder Morgen beginnt um 04:00 Uhr in der Frühe. Da klingelt nämlich der Wecker des Opas, der über mir schläft. Was gibt es Schöneres, als noch gemütlich im warmen Bett liegen bleiben zu können, wenn jemand anderes im kalten Dunklen aufstehen muss, um zur Arbeit zu fahren? In dieser Situation – so einiges. 

Vor allem, wenn er sich anschließend mit polterndem, schnellem Schritt auf den Tag vorbereitet. Wie auch immer – spätestens nach 15 min bin ich wieder im Land der Träume, bis ca. 05:00 Uhr. Ihr müsst wissen, dass Opas treue Ehefrau nämlich eine Vorliebe für klassische Musik hat und diese versucht, mit mir zu teilen (was ihr auch gelingt). Danke dafür. Mit Hilfe von Mozarts sanften Klängen gelingt es mir dann irgendwie, für weitere 30 min Schlaf zu finden. 10 min vor meinem Wecker werde ich dann im Optimal-Fall schonmal darüber informiert, welches der Kinder einen nicht ganz so optimalen Start in den Tag hat. Profi-mäßig erkenne ich, zu wem das liebliche Gebrüll gehört und freue mich schon auf einen ereignisreichen Morgen. Von meiner 50-Std-Woche kann ich mich dann an genau einem freien Tag erholen. Dank der vielen Erfolgserlebnisse versuche ich natürlich trotzdem weiterhin mein Bestes zu geben und verliere so gut wie nie die Geduld. ...Achwas Leute, ich bin reif für die Klapse!! 

Doch die letzten 59 Tage schaffe ich auch noch locker! Und was ziemlich geil ist: In Vorstellungsgesprächen muss ich jetzt nie mehr lügen, was meine Stärken betrifft! Noch besser ist aber, dass mich am Samstag mein geliebter Marlon besuchen kommt. So wie sich das gehört, habe ich schon den optimalen Touri-Plan ausgearbeitet und meine Stunden so umorganisiert, dass wir so viel Zeit wie möglich gemeinsam verbringen können! Wie ich heute schon freudestrahlend der Putzfrau erzählt habe, habe ich dann endlich „holidays for my soul“! Also Marlon, freue dich auf zahme Kängurus, Surfers Paradise und natürlich auch ein bisschen Natur! 



Von Natur habe ich letzten Samstag aber auch nicht gerade viel gesehen. Ist jetzt auch wirklich kein Weltuntergang. Regenwald sieht hier überall gleich aus und große Bäume habe ich nun echt zu genüge gesehen. Dieses Wochenende stand Sightseeing auf dem Programm. Innerhalb der letzten vier Monate habe ich Sydney gesehen, Byron Bay, war an der Sunshine Coast und auf Fraser Island. Praktisch überall, nur die Wahrzeichen von der Stadt in der ich wohne, habe ich nicht bestaunt. Scheint irgendwie meine Art zu sein. Ich war zum Beispiel auch noch nie in Berlin, aber am anderen Ende der Welt – is klar, ne? Wie auch immer, wir starteten unseren Tag mit einem frühen Lunch bei Max Brenner. Ich hab mir ne ordentliche Waffel gegönnt und war danach bereit für unseren Powerwalk. Und es war wirklich ein Gewaltmarsch – ich war fix und fertig! Aber was gibt es schöneres als sich dann abends zum DVD gucken mit einer Freundin zu treffen, um dann bei einer Dose Cola den ganzen Film zu verquatschen?!




Und nun ist es auch schon Zeit für mich, schlafen zu gehen. Jede Minute ist kostbar. Bleibt gesund und munter und Oma, vergiss nicht, mir ein Glas von deiner Erdbeermarmelade aufzuheben!
Bis nächste Woche mit Berichten von der Zeit mit meinem Marloni!